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Soziale Phobie, Agoraphobie oder Hüttenfieber?



Der Kabinen-Syndrom: Woher kommt das?


Wenn Sie in den letzten Monaten nicht in einer Höhle gelebt haben, konnten Sie der weltweiten Coronavirus-Epidemie nicht entgehen. Um die Ausbreitung des Virus und das Risiko einer Übertragung zu minimieren, hat die Regierung eine allgemeine Ausgangssperre verhängt. Die Devise lautete: Jeder bleibt zu Hause! Dies hat auch dazu beigetragen, eine sofortige Überlastung der Krankenhäuser und die möglichen katastrophalen Folgen zu vermeiden. Seit einigen Wochen kehrt das Leben langsam zur Normalität zurück, aber nicht für alle. Für einige Menschen ist ihr Zuhause zum Schutz vor dem Virus und jeglicher äußerer Bedrohung geworden. Und wie jeder Gefangene weiß, kann das Verlassen dieses Verstecks schwierig sein...


Das Kabinen-Syndrom: Was ist das?


Das Kabinen-Syndrom, auch bekannt als "Gefangenen-Syndrom" oder "Schneckensyndrom", ist die Angst, seinen sicheren Ort zu verlassen und sich erneut der Außenwelt zu stellen. Im aktuellen Gesundheitskontext handelt es sich genauer gesagt um die Angst, sich der "neuen Lebensweise" zu stellen, die sich durchgesetzt hat (Tragen von Masken, kein Händeschütteln oder Umarmungen mehr, soziale Distanzierung usw.). Nach Wochen, in denen in allen Medien über die Risiken draußen gesprochen wurde, wird das Zuhause als Kokon, als beruhigender Ort betrachtet. Jeder Ausgang wird daher mit Gefahr und Risiko verbunden.


Das Haus wird buchstäblich zu einem Kokon!


Aber keine Panik: Es handelt sich nicht um eine Krankheit! Es ist ein emotionaler und psychologischer Zustand, der mehrere Symptome umfasst:


  • Das Gefühl, nur zu Hause sicher zu sein

  • Ängste, das Haus zu verlassen

  • Psychologische Erschöpfung

  • Verlust der Motivation

  • Die Angst vor allem, was draußen passieren könnte, mit einem Gefühl der Verletzlichkeit.


Wer kann von diesem Syndrom betroffen sein?


Grundsätzlich jeder. Aber bestimmte Personen haben ein höheres Risiko, diese Symptome zu entwickeln, insbesondere Menschen, die bereits vor der Ausgangssperre psychisch gefährdet waren (sozial isoliert oder mit einer depressiven Episode).


Was kann man dagegen tun?


Keine Panik: Diese Probleme können umgekehrt werden! Der wichtigste Punkt ist Geduld. Die Hauptidee besteht darin, schrittweise wieder Ausgänge in den Tagesablauf einzuführen: Zuerst vor dem Haus, dann ein paar Straßen weiter, dann immer weiter. Während dieser Ausflüge sollten kleine Ziele festgelegt werden, die erreicht werden sollen: Ein Spaziergang durch das Viertel, einen Brief einwerfen, eine Baguette beim Bäcker kaufen... Dabei sollten natürlich die Hygienemaßnahmen eingehalten werden!


Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, seine Emotionen und sein Empfinden während dieser Ausflüge zu berücksichtigen. Es ist wichtig, nicht zu schnell voranzukommen. Zum Beispiel sollte man anfangs vermeiden, Orte zu besuchen, an denen sich viele Menschen versammeln, um keine Panikattacke auszulösen. Nach und nach wird das Gefühl der Gefahr an Intensität verlieren und die Ängste werden allmählich abnehmen.


Schließlich sollten Sie nicht zögern, darüber zu sprechen, sei es mit jemandem in Ihrem Umfeld oder einem Fachmann: Die Unterstützung, die Ihre Lieben bieten können, sollte nicht unterschätzt werden!


Kurz gesagt, um dem Kabinen-Syndrom entgegenzuwirken:


  • Die Anzahl und Dauer der Ausflüge schrittweise erhöhen:

  • Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen,

  • In Ihrem eigenen Tempo,

  • Bei Bedarf mit jemandem darüber sprechen,

  • Geduld haben.


Agoraphobie, soziale Phobie, Kabinen-Syndrom... Ist das nicht irgendwie dasselbe?

Es gibt einige Ähnlichkeiten zwischen diesen verschiedenen Entitäten. Das Kabinen-Syndrom und die Agoraphobie haben folgendes gemeinsam:


  • Die Angst, sich in einer Menschenmenge zu befinden, allein das Haus zu verlassen

  • Das Vermeiden solcher Situationen

  • Eine starke Angst, wenn sie dennoch auftreten.


Die Agoraphobie


Bei der Agoraphobie geht es jedoch nicht nur um Menschenmassen, sondern auch um offene (öffentliche Plätze, Märkte...) oder geschlossene (Kino, Geschäft...) Räume. Die beiden Hauptgründe sind die Angst:


  • Davor, dass es schwierig sein wird, diese Orte zu verlassen,

  • Dass sie im Bedarfsfall keine Hilfe erhalten können (wie während einer Panikattacke zum Beispiel). Es handelt sich um gezielte Orte, die der agoraphobe Mensch nach Möglichkeit vermeidet. Im Falle des Kabinen-Syndroms wird jeder Ausgang als risikoreich angesehen, unabhängig davon, wo er stattfindet!


Der DSM-V (diagnostisches und statistisches Handbuch psychischer Störungen, das Standardwerk der Psychiatrie) legt außerdem fest, dass bei der Agoraphobie Angst und Vermeidung über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, normalerweise mehrere Monate. Sie kann auch mit einer Panikstörung (oder nicht) verbunden sein. Das Kabinen-Syndrom ist im DSM-V jedoch nicht enthalten.


Soziale Phobie


Die soziale Phobie (auch soziale Angststörung genannt) hat mit dem Kabinen-Syndrom ein Vermeidungsverhalten von mehreren Situationen gemein. Hier hören die Ähnlichkeiten auf. Hier geht es nicht um die Angst vor Menschenmengen oder die Angst vor Ansteckung. Menschen mit sozialen Phobien haben eine intensive Angst vor den Blicken anderer, was zu Folgendem führt:


  • Verlust des Selbstvertrauens

  • Angst, kritisiert zu werden.


Menschen mit sozialen Phobien machen sich auch Sorgen darüber, dass ihre Angst für alle sichtbar ist. Wir alle haben mindestens eine Erinnerung an eine Präsentation in der Schule, bei der wir rot wurden, schwitzten und vor der ganzen Klasse stotterten! Eine stressige Situation wird bei der phobischen Person Anzeichen von Angst hervorrufen. Ihre Anwesenheit wird den Stress noch mehr steigern: eine wahre Abwärtsspirale.


Die phobische Person fürchtet sich in bestimmten, mehr oder weniger zahlreichen Situationen, peinlich aufzutreten. Dies betrifft mehrere Situationen: das Sprechen in der Öffentlichkeit, das Treffen neuer Menschen, das Teilen einer Mahlzeit... Diese Störungen können im Alltag sehr behindernd sein und erhebliche soziale und berufliche Auswirkungen haben. Glücklicherweise gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die auch Übungen zur schrittweisen Exposition beinhalten (wie beim Kabinen-Syndrom).


Der Mensch ist zu großen Entwicklungs- und Anpassungsfähigkeiten fähig. Er wird regelmäßig gezwungen, seine Komfortzone zu verlassen. Wenn man darüber nachdenkt, führt bereits das einfache Gehen dazu, dass man das Gleichgewicht verlässt, um den nächsten Schritt zu machen. Manchmal kann man fallen, aber man lernt immer wieder aufzustehen!

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